
Planet Dino - LAVA 303 Doppel Vinyl Compilation,
Tracks & Songs 2008-2020
Vor mir liegt die wunderschön ausgeführte grüne
Doppel LP von LAVA 303, ein Projekt der v.a. in Frankfurt sehr
umtriebigen Techno-Rockerin Conny Maly. Das Album stellt einen
Abriss aus den letzten 12 Jahren Schaffenszeit dar und ist dafür
überraschend homogen.
Was man als Techno- oder Acid-Rock bezeichnen
könnte, erinnert vom Grundaufbau oft an Goa aus den 90ern mit
einem schönen Offbeatbass und einer satten Bassdrum, allerdings in
moderaterem Tempo. Teilweise prallen rockige Stromgitarren
unmittelbar auf klassische Elemente der elektronischen Tanzmusik
oder Synthiehooklines. Sie stehen dann fast schon profan über dem
Groove, wie bspw. bei der ersten Nummer „Wunderland“.
Durch die ungewohnte Mischung (Stromgitarre/Techno), bekommt das
ganze aber einen sehr eigenen Charakter, die Kontraste wirken
teils bewusst plakativ eingesetzt. Bei anderen Nummern hingegen
wirken die Elemente hingegen wesentlich näher beieinander, die
Gitarren integrierter (z.B. beim rhythmischen „Psychedelic
Disco“).
Vocals erscheinen vor allem in der ersten Hälfte des Albums oft
verfremdet oder effektiert und somit stilistisch im Sinne der
Tanzmusik.
Die zweite Hälfte des Albums wirkt stilistisch
gesehen heterogener, Songs wie „I wanna Dance“ oder „Soli
Wunderbar“ (mit einem wunderbaren Text) klingen eher wie eine
Hommage an die frühere Elektro & Technozeit. Goa-Elemente sind
oft abwesend, Vocals in deutsch und englisch klar und
uneffektiert. Gitarren treten teilweise akustisch oder trocken
verzerrt in Erscheinung.
Bei „The Goddess Rules“ kommt trotz des Goaesquen Grundgrooves
sogar ein poppiges Feeling auf. Die Texte scheinen oft politisch
motiviert, ohne Zeigefinger, sondern mitreißend und humorvoll, es
entsteht der Eindruck, dass es sich um Themen handelt, mit denen
die Protagonistin sich in ihrem Alltag auseinandersetzt. „Die Mama
muss mal tanzen gehen“ ist dann wohl ein klassisches Eltern
Alltagsthema: „Die Mama muss mal raus, sonst flippt die Mama aus.“
Das macht einfach Spaß zu hören!
In der ersten Hälfte des Albums ist es vor allen Dingen die
spielerische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Stilmitteln
aus Techno/Goa und Rock/Blues, die trotz immer wiederkehrender,
ähnlicher Grooves dem Album einen besonderen Reiz verleihen, mehr
noch, gerade die Grooves sorgen durch ihre hypnotische Wirkung für
einen Flowerleben, das ganze würde auch als Continuous-Mix auf
einer Party sicher für eine ausgelassene Tanzstimmung sorgen.
Bei der zweiten Hälfte wird eine Botschaft übermittelt, teils
politisch feministisch, teils aus dem Alltag gegriffen, aber immer
mit einem lächelnden Augenzwinkern, so zumindest mein Eindruck. Es
dominieren verstärkt technoide, elektronische Elemente. Das Finale
„Amazonen Staat“ klingt schon fast nach Industrial, trotz klassich
rockiger Gitarre, auch hier kommt ein hypnotisches Feeling auf.
Mein Fazit: Ein wirklich tolles und
unaufdringliches Album, welches trotz relativer stilistischer
Homogenität viel Tiefgang und Abwechslung mitbringt. Ich musste
zwischendurch immer wieder schmunzeln, teils wegen der Texte,
teils aber auch aufgrund des Einsatzes verschiedener Stilmittel.
Ich bin Fan!
Boris Boris Mihatsch , Weltraum / Gassen Aus Zucker
Planet Dino - Vinyl 2020
Mushrom Magazine
Lava
303 „Planet Dino“ (Playground Productions) 2LP
She has the funk, she has the soul and calls it "Acid
Rock’n'Roll."
It must have been almost 20 years since I first met Conni at an
old military airport in the shadow of the rocket. At that
time she did not wear much more than a cardboard sign in
front, one in the back (where she was promoting her CD "Be
your own live act") and on her head she had a mask. I mean to
remember that it was not the Dino yet ...
Somehow I was immediately fascinated by her. I could not escape
the dedication with which she fulfilled this task in
the "here and now" of that time. This devotion also runs like
a red thread through her music, which is difficult to classify
into conventional drawers. Alternative? Independent?
Singer-Songwriter? The graduate of the Rock'n'Roll the high school
is so much more.
Here is a particularly authentic way to name the program: Conni is
hot as lava and the 303 puts you in hypnotic trance.
She herself often calls it Acid Rock'n'Roll and her lyrics
like to have something political. The Electro Riot Girl is a
living rebellion against inflexible structures and sometimes,
for example in "The Mama has to go dancing", probably against her
own blues.
The Amazon from "Frankfurt am Meer" takes us on a trip to her
wonderland again and again. We meet witches playing guitar
and give ourselves completely to the goddess herself. Feminism is
sexy again, with hippie music and gipsy swing!
Unfortunately, no vinyl can capture the whole Conni, as she loves
the free improvisation too much, but with this compilation of
her work from the years 2007-2019 you get a very good overview of
some of the facets of this delightful artist from
the Frankfurt Underground.
Liese, Mushroom Magazin
Psychedelic Disco - CD
Album 2019

Eclipsed
Magazine


Goddess Rules - CD
Album 2011

Lava
303 Goddess Rules: Reviews
german/english
Promotion by Finest
Noise
ELECTRO WAVE POP
Ein buntes skurriles Cover liegt in meiner Hand. Ein
rothaariges Wesen hält eine elektrische Gitarre, die auf den
ersten Blick verdammt nach einer Gibson SG aussieht (später
verrät mir der Gitarrensound, dass es sich um ein Instrument der
Marke “Epiphone” handelt), das grüne Gesicht, das unter der
Mähne hervor spitzt, könnte einer Echse gehören, einem Skeks
oder gar dem Drachen aus Lummerland. Deutschsprachig wird
gesungen zu treibenden Elektro-Synth-Pop-Beets. „Die Frau
Gott & Der Manager“ kommt mit 137,7 bpm und
psychedelischen Klängen.
„Nicht normal“ ist ein kleines Groove-Monster, das von
geschickt eingestreuten Synthie-Upbeats vorangepeitscht wird.
Der Sound der 80er hat sich einen Schluck aus einer Red Bull
Büxe genommen, ein paar Amphetamine eingeworfen und fertig ist
der Klangmix, den LAVA 303 auf ihrem hyperaktiven Album „The
Goddress Rules“ vorstellt. Nach Minute 2:30 haben die von
überall einfallenden Loops eine Intensität erreicht, die nur
noch vom elektrischen Strahl der Leadgitarre durchbrochen wird.
„Normal ist doch der Wahnsinn - die Kapitulation - normal ist
die Zerstörung und die Depression“ heisst es im Text.
„No Escape“ klingt am Anfang kindlich, nach 01:09 Minuten
brüllt ein waviger B-52s-Rock-Riff und nachdem das Geschäftliche
getan ist (Intro-Strophe-Brücke-Refrain usw) verändert sich der
Song in einen hypnotisch- technoiden Hoppel-Beet mit
spacig-verzerrter Leadgitarre, die das ganze Stück jetzt
plötzlich in die Artrock-Ecke schiebt. Geniale 124,5 bpm. Für
ein früheres Projekt hat das Girlie mit dem legendären „Guru
Guru“ Schlagzeuger Manni Neumeier (Remember „Watt, Volt oder Ohm
– ohne mich gibt's keinen Strom“?) zusammengespielt, genau in
dieser „krautrocknewwavigen“ Schublade möchte ich auch das
folgende „Hier in dieser großen Stadt“ ablegen
(„Psycho-alpha-disco-60ie-Lava-Aquadoloop“ kann ich da nur
als alter P-Funk-Franke sagen!). Schon lange nicht mehr ein
solch phättes Indie-Dance-Brett (124,5 bpm) gehört!
Der nexte Hammer lässt nicht lange auf sich warten: „Berlin
Berlin“ – akustische Gitarrenakkorde, akzentuiert blubbernder
Basslauf, der Lava's Stimme über 138,7 bpm ska-ten lässt. „Wir
gehen hoppen, poppen, shoppen, poppen in Berlin!“ singt sie.
„Ich tanze, tanze, tanze, tanze – bin gut drauf!“ – diese
Grundstimmung zieht sich durch sämtliche der 13 Tracks
(Spielzeit: 66:30). Allerdings: Dass es hinter der Fassade auch
die Texte der Musikerin in sich haben, zeigt das
melancholisch-rockige „Sweet Souvenir“, das die Schrecken
des Kosovokrieges wieder aufleben lässt („ I Met Kids &
Soldiers in Kosova – Sex on the beach and marihuana in
Ex-Jugoslawia“).
„Elephant Asyl“ ist die aggro-elektronische Apocalypse
für Immigranten/Emigranten („Wo willst Du hin, wo kommst Du her,
im Süden ist kein Wasser mehr, im Süden ist das Leben schwer!“,
EBM-Metallisch wird's in „Destination Moor“ und das
finale „Atmen“ ist der gut gemeinte Rat an alle
Musikfans, alles etwas lockerer zu sehen: „Das Leben - das lebt
sich – lass es passieren!”
Info: Dicke, phätte, moderne, Electro-Rock-Pop Scheibe aus
Deutschland – Die Webseite heisst “acidrocknroll” und genau
dieses Attribut passt erstklassig, will man die Musik von LAVA
303 kategorisieren. Sage noch mal jemand, es gäbe in
Deutschland keine innovative Musiker(innen) – und jetzt
wünsche ich mir nur noch: Let The Goddess Rule – wenn
irgendwann einmal das Amt einer Musikministerin vergeben wird:
Ich wähle Lava „Constanze“ 303!
DISAGREEMENT
If
there was ever an acquired taste, it's definitely the music of
Lava 303, the solo project of Conni Maly who is probably better
known as the guitarist of The Slags, one of the first and
foremost German all-female rock bands. It goes without saying
that Ms Maly is an extraordinary guitarist, and I credit her
strongly for not burdening the world with yet another insipid
singer/songwriter album. Instead she uses a Roland MC-303
groovebox and a Korg Electribe sequencer to flesh out her
compositions.
Her label has already decided that The Goddess Rules is a milestone of
acid rock'n'roll, but the very dominant electronic
instruments add strong techno and trance elements that at
first seem extremely change with their contrasting sound,
but once you get the hang of it, it actually all makes
sense. Lava 303 combines the druggy subcultures of rock and
electro into something rather unique, although she is not
the first to experiment in this territory. Hawkwind and
Ozric Tentacles have tried likewise mergers, and it goes
without saying that Lava 303 can be counted successfully
among their ranks.
The thirteen songs are all between four and
seven minutes long, always take their time to build a
hypnotic effect. Conni Maly's rather monotonous vocals help
to emphasise the trippy nature of the music. Add to this her
sometimes weird feminist/political lyrics, and you are in
the presence of one of the most idiosyncratic albums you
will have heard in a long time. There is even a remix of an
early Nineties song (Destination Moon) from The Slags where the real instrumentation
adds an even more rocking touch. The Goddess Rules is maybe a little too long to keep your
undivided attention throughout, but at least it's different
from 99% of the music we normally come across. Lava 303 has
created a truly original work that should be checked out by
everyone who likes their music full of strange vibes.
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